Boah, ey, voll krass: Die "Volxbibel" ist raus!
„Wenn ihr verarscht oder gelinkt werdet oder man Gerüchte über euch verbreitet wegen mir, dann könnt ihr darüber froh sein. Feiert und habt keine Angst, denn nach dem Leben werdet ihr dafür ganz fett absahnen.“ (Matthäus 5,11.12)
Ja, liebe Gemeinde, so hört es sich an, wenn ein Pastor mit seiner „Volxbibel“ das Jungvolk anspricht, von dem er – möglicherweise mit Recht – annimmt, dass diesem die Luther-Bibel einfach zu sperrig ist. Ein Publikum, das schon mit einer herkömmlichen Tageszeitung überfordert ist, begreift demnach die Frohe Botschaft nur, wenn man sie in einer Sprache verkündet, die auch ein Hauptschulabbrecher garantiert versteht, und die Gleichnisse Jesu, die sich ja auf das Alltagsleben im Judäa vor 2000 Jahren bezogen, werden ebenso in die Jetztzeit transferiert wie die Sprache. Da stürzt der verlorene Sohn auch ab, aber eben als Toilettenputzer bei McDonalds – bzw., wie es in der „Bibel in gerechter Sprache“ heißen würde, als Fachkraft zur Reinigung sanitärer Anlagen oder Restroom Manager.
Der Autor Martin Dreyer, der 1991 die Jugendbewegung „Jesus Freaks“ in Hamburg gründete, spart nicht mit Begriffen wie „am Arsch vorbeigehen“ oder „krass“ , und selbstredend erlebt Jesus keine Auferstehung, sondern ein „fettes Comeback“. Oje. Wenn der Nazarener das wüsste, würde er sich im Grab umdrehen – läge er denn noch darin.
Ohne danach zu fragen, wie ein solches Projekt wohl bei der Zielgruppe ankommen mag und ob es nicht eher als peinliche Anbiederung empfunden werden könnte, keimt auf jeden Fall die Ahnung auf, dass der fragwürdige Kunstgriff insofern danebengehen könnte, als die Halbwertzeit des Jugendslangs verdammt kurz sein kann. Was gestern noch geil war, hammer, krass oder fett, kann schon nächste Woche ganz anders heißen. Das heißt, die Volxbibel ist bereits veraltet, wenn der erste literarische Analphabet sie ausgelesen hat – vorausgesetzt, er kann den Duktus überhaupt bis zum Ende ertragen.
Außerdem drängt sich der Eindruck auf, dass Dreyer hier nicht konsequent vorging. Statt „…Gerüchte über euch verbreitet wegen mir“ (hier erkennt der Autor sehr richtig, dass das Wort „meinetwegen“ so gut wie niemandem mehr geläufig ist) müsste es doch eigentlich heißen: „…dass ihr gedisst werdet“ – oder irre ich mich da? Wenn schon, denn schon, Digger.
Gleichwohl: Es ist vollbracht. Man darf gespannt sein, ob sich jetzt jemand an die Abfassung eines „Volxkorans“ macht. Wer immer sich auch traut, er wird ein heißer Kandidat für den Theo-van-Gogh-Preis sein.
Ja, liebe Gemeinde, so hört es sich an, wenn ein Pastor mit seiner „Volxbibel“ das Jungvolk anspricht, von dem er – möglicherweise mit Recht – annimmt, dass diesem die Luther-Bibel einfach zu sperrig ist. Ein Publikum, das schon mit einer herkömmlichen Tageszeitung überfordert ist, begreift demnach die Frohe Botschaft nur, wenn man sie in einer Sprache verkündet, die auch ein Hauptschulabbrecher garantiert versteht, und die Gleichnisse Jesu, die sich ja auf das Alltagsleben im Judäa vor 2000 Jahren bezogen, werden ebenso in die Jetztzeit transferiert wie die Sprache. Da stürzt der verlorene Sohn auch ab, aber eben als Toilettenputzer bei McDonalds – bzw., wie es in der „Bibel in gerechter Sprache“ heißen würde, als Fachkraft zur Reinigung sanitärer Anlagen oder Restroom Manager.
Der Autor Martin Dreyer, der 1991 die Jugendbewegung „Jesus Freaks“ in Hamburg gründete, spart nicht mit Begriffen wie „am Arsch vorbeigehen“ oder „krass“ , und selbstredend erlebt Jesus keine Auferstehung, sondern ein „fettes Comeback“. Oje. Wenn der Nazarener das wüsste, würde er sich im Grab umdrehen – läge er denn noch darin.
Ohne danach zu fragen, wie ein solches Projekt wohl bei der Zielgruppe ankommen mag und ob es nicht eher als peinliche Anbiederung empfunden werden könnte, keimt auf jeden Fall die Ahnung auf, dass der fragwürdige Kunstgriff insofern danebengehen könnte, als die Halbwertzeit des Jugendslangs verdammt kurz sein kann. Was gestern noch geil war, hammer, krass oder fett, kann schon nächste Woche ganz anders heißen. Das heißt, die Volxbibel ist bereits veraltet, wenn der erste literarische Analphabet sie ausgelesen hat – vorausgesetzt, er kann den Duktus überhaupt bis zum Ende ertragen.
Außerdem drängt sich der Eindruck auf, dass Dreyer hier nicht konsequent vorging. Statt „…Gerüchte über euch verbreitet wegen mir“ (hier erkennt der Autor sehr richtig, dass das Wort „meinetwegen“ so gut wie niemandem mehr geläufig ist) müsste es doch eigentlich heißen: „…dass ihr gedisst werdet“ – oder irre ich mich da? Wenn schon, denn schon, Digger.
Gleichwohl: Es ist vollbracht. Man darf gespannt sein, ob sich jetzt jemand an die Abfassung eines „Volxkorans“ macht. Wer immer sich auch traut, er wird ein heißer Kandidat für den Theo-van-Gogh-Preis sein.
9 Comments:
Wem die Lutherbibel zu "sperrig" ist, der sollte mal lieber die "Hoffnung für Alle" Übersetzung statt der Volxbibibel lesen. Da wird in einer verständlichen Sprache ohne peinliche Kiddie Speech die Bibel übersetzt. Matthäus 5,11.12:"Wenn ihr verachtet, verfolgt und zu Unrecht verleumdet werdet, weil ihr mir nachfolgt, dann könnt ihr darüber glücklich sein.12 Ja, freut euch, denn im Himmel werdet ihr dafür belohnt werden."
Aber selbst so eine Übersetzung wird es für den Koran wohl nie geben (wäre wohl auch kontraproduktiv wenn jeder die "interessanten" Suren in verständlicher Sprache lesen würde...)
@ anonymous
"wäre wohl auch kontraproduktiv wenn jeder die "interessanten" Suren in verständlicher Sprache lesen würde..."
Gerade deswegen wäre es ja interessant – um die Surensöhne zu kompromittieren. ;o)
"wäre wohl auch kontraproduktiv wenn jeder die "interessanten" Suren in verständlicher Sprache lesen würde..."
Komisch, ich fand den Koran eigentlich recht gut verständlich.
Oder habe ich den ständigen Aufruf zum Töten der Ungläubigen falsch interpretiert.
Vielleicht geht es da ja in Wirklichkeit um Liebe und so.
Hhhm...
Hm, sind wir nicht etwas zu sensibel hier? Jesus sprach höchstwahrscheinlich ein ganz normales verständliches Aramäisch (sonst würde ihm keine Sau zuhören, ne), und da er für ziemlich einfache Leute predigte, wird es wohl kein (ab)gehobenes Holy Speak sein oder was :)
Den Priester kann ich sehr wohl verstehen, denn erst indem wir einen Filosofen (sei es Jesus, Gautama oder Sokrates, oder meinentwegen Milton Friedman) in der uns gegenwärtigen Sprache "hören", könen wir feststellen, dass es sich um keine Relikte der Vergangenheit handelt.
Dass die Sprache der Zielgruppe angepasst werden muss? Ach du meine Güte. Das lernen angehende Journalisten im ersten Semester...
"Ein Publikum, das schon mit einer herkömmlichen Tageszeitung überfordert ist"
ich bekenne, ich gehöre zu dem Kreis derjenigen, die zunehmend öfter zum Wörterbuch greifen müssen, um dahinterzukommen, was der "Dichter mir sagen will".
Kann es sein, daß die Jungs und Mädels einfach ihren Uni-Jargon mit in die Redaktionen nehmen und von da aus dekretieren(!), was man/frau gefälligst zu verstehen hat, sofern man/frau seiner Akkreditierung (!) als Mensch nicht verlustig gehen will?
im Klartext, ich finde die aufgeblasene Angebersprache, die in den Feuilletons und Kommentaren gang und gäbe ist, unter aller Sau und bin heilfroh, daß sich mein Innerstes erfolgreich dagegen wehrt, diesen Duktus (!) dauerhaft zu lernen.
die postmoderne eigendynamik von werken die sich eines vulgärsprachlicher idioms bedienen, um einen in bezug auf aktuelle lebenswirklichkeiten authentischen zugang zu standardisierten sakraltexten auch sprachlich minderbemittelten individuen zu ermöglichen, die mit historisch-kritischen methoden der textrezeption und -analyse nicht oder nur unzureichend vertraut sind, resultiert, und hier stimme ich dem autor zu, häufig in grotesk anmutenden verhohnepipelungen, die in von kultureller konstipation geplagten gesellschaften leidenschaftlich gerne mit dem selbst in solchen extremfällen wenig erfreulichen autorizid sanktioniert werden.
Dazu ist zu sagen, dass es sich dabei um die Volxbibel 2.0 handelt. Die Volxbibel kam schon am 5.12.2005 raus. Das nächste Mal bitte besser recherchieren ;-)
Nachzulesen unter: http://de.wikipedia.org/wiki/Volxbibel
Ich würde die Volxbibel niemals anfassen. Oh Graus, pfui... ich versteh auch nicht so Recht, warum man die Luther-Übersetzung nicht verstehen sollte. Ist doch in sehr verständlicher Sprache abgefasst.
Also ich bin stolzer Besitzer der Genfer Studienbibel und bin damit mehr als zufrieden. Gibt meiner Meinung nach keine bessere Studienbibel.
...wird ein heißer Kandidat für den Theo-van-Gogh-Preis sein.
Genaustens!
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