Monday, September 17, 2007

Wer hat Angst vorm kleinen Dschihad?

Was soll man davon halten, wenn neben der frisch eingeschulten Tochter ein Mitschüler sitzt, der den verhängnisvollen Namen Dschihad trägt, und das im Jahr 6 nach 9/11? Nun, genau das. Entsprechend beunruhigt reagierten in einem solchen Fall besorgte Eltern, wie Evelyn Finger in der aktuellen Ausgabe der ZEIT Nr. 38/2007 berichtet. Allerdings macht sich Frau Finger über das "kulturkämpferische Heiliger-Krieg-Geraune" an der Schule lustig und tischt uns die sattsam bekannte Interpretation des "Dschihad" als harmlose religiöse Pflicht auf:
"Zum Glück konnte einer von Hermines Onkeln, der Islamwissenschaftler ist, die Situation deeskalieren durch den Hinweis, dass das böse arabische Wort bloß ,Anstrengung auf dem Weg zu Gott' bedeutet. Dschihad ist ein Vorname wie Gottlieb, Gotthilf oder Fürchtegott."
Was weder Frau Finger noch Hermines Onkel, der Islamwissenschaftler, verraten, ist die doppelte Bedeutung des Wortes. Tatsache ist, dass islamistische Terroristen die von ihnen verübten Taten sehr wohl mit "dem Dschihad" rechtfertigen und dass sich diverse Terrorgruppen, etwa der Ägyptische Islamische Dschihad oder der Palästinensische Islamische Dschihad ausdrücklich als im (kriegerischen) Auftrag des Herrn agierend betrachten. Sie meinen einen Dschihad gegen die Ungläubigen führen zu müssen. Auf ihrem Weg zu Gott respektive ins Paradies strengen sie sich auf eine Weise an, deren Folgen zu unappetitlich sind als dass man sie den Zuschauern der 20.00-Uhr-Nachrichten zumuten möchte. Nicht mal denen um Mitternacht.

Das hat mit Gottlieb herzlich wenig zu tun. Mit Fürchtegott auch nicht, zumal man sich in diesem Fall weniger vor Gott/Allah fürchten muss als vor seinem durchgedrehten Bodenpersonal. Nun ist natürlich nicht gesagt, dass der kleine Dschihad seinen Namen notwendigerweise als Auftrag begreift und eines vielleicht nicht ganz so fernen Tages mit einer Kofferbombe oder einigen Fässchen Wasserstoffperoxid angetroffen werden muss. Aber die Namensgebung sagt einiges über den Geist des Elternhauses aus. Wer zwischen 1920 und 1945 sein Kind Adolf oder Benito nannte, war höchstwahrscheinlich nicht zum Umfeld deutscher oder italienischer Regimegegner zu zählen. Ebenso scheint Vorsicht geboten, wenn muslimische Eltern ihren Sprössling heute mit dem nicht mehr ganz unbelasteten Namen Osama schmücken.

Aber wie es dem ZEIT-Geist entspricht, muss man das alles offenbar nicht so eng sehen. Im Notfall richtet es der Onkel. Der Islamwissenschaftler.

1 Comments:

Anonymous Anonymous said...

Nomen est omen

9:55 AM  

Post a Comment

<< Home