Friday, September 14, 2007

Höret, ihr Juden, auf den Weisen von Troisdorf!

Vor zwei Jahren veröffentlichte Rupert Neudeck, 1979 als Retter vietnamesischer Boat People zu einer gewissen Berühmtheit gelangt, sein Buch „Ich will nicht mehr schweigen. Recht und Gerechtigkeit in Palästina“, ein Werk, das unbedingt der Kategorie „Das hat Gutenberg nicht gewollt“ zuzuordnen ist. Was genau in der Zeit geschah, in der Neudeck vom Menschenfischer zum weinerlichen Israel-Basher mutierte, ist unklar, jedenfalls verbringt er seine Zeit neuerdings damit, nach Israel zu reisen, um sich über die Lage der Palästinenser kundig zu machen und über das „Monstrum Mauer“ zu echauffieren, wobei er den Hinterbliebenen israelischer Terroropfer, denen eine Sperranlage zur rechten Zeit einiges erspart hätte, selbstredend keinen Besuch abzustatten pflegt.

Auf Erhard Arendts Palästina-Portal, in dem Juden desto besser wegkommen, je energischer sie sich vom jüdischen Staat distanzieren, und dessen Lektüre einem gepflegten Tauchgang in einem Abwasserkanal gleicht, ist nun ein Text Neudecks zu finden, in dem er Ilan Pappés „The Ethnic Cleansing of Palestine“ lobt, obwohl er es sich offensichtlich nicht in vollem Umfang angetan hat: „Man muss dieses inhaltsreiche Buch nicht zu Ende lesen, man kann das auch kaum, weil die Macht der Enttäuschung zu groß ist.“ Denn von den Juden, das ist mal klar, hat Neudeck etwas Besseres erwartet.

Einen wie Pappé – ein Kommunist und Antizionist, der für das palästinensische „Right of Return“ und damit die Abschaffung des jüdischen Staates eintritt und auch mal in einem Interview mit einer Zeitung aus Qatar den „Widerstand der Hamas“ ausdrücklich unterstützt – goutiert er aber gern. Da sitzt er nun in Troisdorf / Rhein-Sieg-Kreis und ist ehrlich erschüttert über soviel jüdische Niedertracht – haben sich die Zionisten 1948/49 doch tatsächlich erdreistet, den ihnen aufgezwungenen Krieg zu gewinnen, in dessen Folge 720.000 Palästinenser heimatlos wurden. Allerdings nicht als ordinäre Kriegsflüchtlinge, sondern grundsätzlich als „Vertriebene“, denn die jüdische Führung wollte das Land von Palästinensern säubern, so Pappés These, die allerdings durch ständige Wiederholung auch nicht wahrer wird. Kein Wort verliert Neudeck über die Gebiete, die im israelischen Unabhängigkeitskrieg von arabischen Truppen erobert und umgehend „judenrein“ gemacht wurden, denn das wäre dem Opferstatus der Palästinenser abträglich.

Dass Neudeck der Grünhelm seit einiger Zeit offensichtlich zu heftig aufs Gehirn drückt, zeigt folgende Passage:

„Am 31. Dezember 1947 befahl Haim Avinoam einen Angriff auf den Ort Balad als Sahyk, einen Ort, in dem das Grab des ehrwürdigen charismatischen Führers Sahyk Izz al Din al Qassam lag, der hier 1935 von den Briten ermordet wurde.“

Ehrwürdig und charismatisch soll der radikalislamische Terrorist gewesen sein, der Jahrzehnte später in Sheich Yassin einen würdigen Wiedergänger finden sollte. Es gibt Neudeck nicht zu denken, dass sich ein besonders abstoßender Ableger der Hamas den Namen „Al-Qassam-Brigaden“ zulegte, woraus man seine Schlüsse ziehen darf, was Neudecks Bewertung der islamistischen Judenmörderbande betrifft.

Ebenso wenig erwähnt er, dass Hunderttausende Araber sich 1948/49 nicht zur Flucht aus Israel entschlossen. Ihre Zahl ist inzwischen auf 1,413 Millionen angewachsen (20 Prozent der Bevölkerung), unverständlich angesichts der behaupteten mörderischen Entschlossenheit, mit der die Juden angeblich das von ihnen kontrollierte Gebiet „ethnisch säubern“ wollten.

Okay, von einem wie Neudeck, der von der „Arroganz der israelischen Politik“ überzeugt ist, sollte man nicht erwarten, dass ihm solche offenkundigen Widersprüchlichkeiten auffallen, geschweige denn, dass er mal einen eigenständigen Gedanken entwickelt statt sich ständig hinter jüdischen Kronzeugen zu verschanzen.

Was will uns der Autor also damit sagen? Nun, jedenfalls, dass jegliche Unterstützung für Israel im Kampf gegen palästinensischen Terror, der für den Grünhelm-Häuptling natürlich kein Thema ist, zu unterbleiben hat. Und vor allem, dass der jüdische Staat sich endlich zu seiner „Schuld“ bekennen und demütig um Verzeihung bitten möge. „So sorry we won“ nannte das Ephraim Kishon nach dem Sechstagekrieg sarkastisch.

„Eines scheint mir nach der Lektüre dringend geboten. Dieses Israel hat noch einen ganz wichtigen Akt, einen großen nationalen Akt vor sich, ohne den der Staat nie zur Ruhe kommen wird. Er muss sich bei den Arabern und den Palästinensern in einer ganz ernsten und feierlichen Form entschuldigen für das, was diesen Palästinensern damals angetan wurde.“

Mit dem israelischen Eingeständnis des moralischen Bankrotts, so absurd dieses auch wäre, könnte Rupert Neudeck endlich seinen Frieden finden. Er hat wirklich alles gegeben, um Israel von seinem Irrweg abzubringen:

„Wenn man das Buch von Ilan Pappe liest, ist man nach der Lektüre auf diesem Pfad, das dem Staat Israel und seiner Bevölkerung anzuempfehlen.“

Wobei davon auszugehen ist, dass die Juden auch diesen weisen Rat aus Troisdorf in den Wind schlagen werden. Höchstwahrscheinlich ist ihnen seine Empfehlung, sich ausgerechnet bei denen zu entschuldigen, die sich ihre Vernichtung auf die Fahnen geschrieben haben, völlig wurscht. Womöglich schielen sie mehr auf die Haltung der Bundesregierung und ihrer Chefin, die von der Endlösung des Palästina-Konflikts eine etwas andere Vorstellung haben als Neudeck, der tolldreist behauptet:

„Die deutsche Bundeskanzlerin hat Recht. Der Palästina-Konflikt muss gelöst werden. Die Israelische Politik muss ihre Arroganz aufgeben… und ein Teil, ein integraler Teil der geopolitischen Landkarte des Nahen Ostens werden. Das hält die Mehrzahl der Israelis immer noch für eine Zumutung. Aber es wird so werden müssen.“

Unabhängig von der Frage, ob die geschätzten Nachbarstaaten das auch so sehen – und ob es überhaupt wünschenswert wäre, wenn eine parlamentarische Demokratie sich den Gepflogenheiten des Nahen Ostens anpasst statt umgekehrt. Aber das wäre dann ja wieder ein Beleg für die israelische Arroganz, die ein Miteinander „auf Augenhöhe“ unmöglich macht. Rupert Neudeck macht sich ehrlich Sorgen um den jüdischen Staat:

„Die härtesten und schwersten Aufgaben stehen dem Staat Israel noch bevor. Er kann in dem Kokon, den er sich als ein Möchtegern-Hawai (sic!) im Nahen Osten geschmiedet hat, auf Dauer nicht existieren. Er muss aus dem selbstgemachten Käfig der Einbildungen und Arroganz herauskommen. Das wird sehr schwer werden. Aber wir sollen in Europa nicht mehr den Fehler machen, der fast schon ein Verbrechen zu werden verspricht. Wir sollen Israel nicht mehr versichern, dass es diese Aufgabe nicht jetzt beginnen muss.“

Das, was Neudeck hier recht umständlich und hart an der Grenze zur Misshandlung der deutschen Sprache ausdrückt, ist wohl so gemeint: Wir Europäer müssen dem Judenstaat dringend sagen, wo es langgeht, was richtig und was falsch ist, welche Gefahren real und welche „eingebildet“ sind, denn wieder mal haben es sich die Juden im selbst eingerichteten Ghetto gemütlich gemacht, und das kann nicht gut sein für die Welt. Wer wüsste das besser als wir Europäer, die schließlich immer schon alles getan haben, um den Juden in größter Gefahr beizustehen. Allein, sie wollen einfach nicht hören.

Ein derart schlechter Text muss auch mit einem besonders blöden Satz enden, und Rupert enttäuscht uns nicht. Als sei ihm nicht bekannt, dass sich hierzulande kaum etwas so gut verkauft wie antiisraelischer Bullshit, greint er final:

„Leider gibt es wenig Aussicht, dass ein solches Buch in Deutschland deutsch übersetzt auf den Markt kommt.“

Schön wär’s.

6 Comments:

Anonymous Anonymous said...

Wenn die Pappnase Ilan auf ihrem Dozententhron in Haifa ein neues Pamphlet zur Vernichtung des Staates Israel schreibt und Lord Helmchen aus Troisdorf seine grüne Soße dazu ablassen muss, dann könnte man es glatt für ein gutes Zeichen halten, dass Letzterer zur Veröffentlichung des Humbugs auf die Seiten eines mit verbalem Würfelhusten und reichlich bescheidenen Rechtschreib- und Grammatikkenntnissen ausgestatteten Superkünstlers zurückgreifen muss.
Schade, dass man sich nicht darauf verlassen kann, dass der Schund sonst nirgendwo ernst genommen wird. Bütten-Norbert wird bestimmt auch noch zu Hilfe eilen und Partei ergreifen.

2:06 PM  
Anonymous Anonymous said...

Ausgezeichnetes Blog, jeder Beitrag ein Genuss!

lG
Lindwurm
www.lindwurm.wordpress.com

5:36 PM  
Blogger David Harnasch said...

Großartiger Text - jetzt war endlich mal ein T-Shirt fällig. Soeben bestellt.

6:43 PM  
Anonymous Anonymous said...

Ich verstehe nicht so richtig, wieso von solch wohlmeinenden Leuten wie Neudeck gefordert wird, daß Israel den Palästinensern "auf Augenhöhe" begegnen solle.
Um nur 3 Beispiele für typische Problemlösungen in arabischen Nachbarstaaten Israels zu nennen.
Syrien:
http://en.wikipedia.org/wiki/Hama_Massacre
Jordanien:
http://de.wikipedia.org/wiki/Schwarzer_September_%28Aufstand%29
Irak:
http://en.wikipedia.org/wiki/Anfal
Also ich weiß nicht...
P.S. Wegen Helmen
Bei Bund gab´s in der Grundausbildung die, allerdings nur mündlich verbürgte, Testfrage:
"Na, wo drückt uns denn der gusseiserne Bundeswehrstahlhelm"?
Nur mal so

12:56 PM  
Anonymous Anonymous said...

Die üblichen Verdächtigen... das berüchtigte Unternehmen "Zweitausendeins" hat natürlich weder Mühen noch Kosten gescheut, dieses Machwerk zu übersetzen um den deutschen Antisemiten äh, natürlich Antizionisten... den Zugang zu diesem epochalen Machwerk zu erleichtern.

willow

4:16 PM  
Blogger Franklin D. Rosenfeld said...

@ David

Gratuliere, und willkommen im Klub ;-)

@ Claudio

Sensationell. Danke.

4:18 PM  

Post a Comment

<< Home