Abu Mazen greift wieder zur Feder
Olmi, Beit Yashan!
Verzeih mir, dass ich dich bei unserem letzten Treffen spontan geküsst habe – ich war einfach so glücklich, da bin ich von meinen Gefühlen übermannt worden!
Die letzten Wochen waren für mich wie ein einziges auf Speed erlebtes Fastenbrechfest. Deine verlockenden Angebote, vom Palästinenserstaat über den Haram al-Sharif in al-Quds bis zur Freilassung unserer Märt-, äh, Gefangenen – das war einfach zuviel für mich, ich fühlte mich wie ein Kind, das im Süßigkeitenladen die freie Auswahl hat, völlig überfordert.
Und du willst wirklich gar nichts dafür haben? Du beschämst mich, Ehud, wirklich.
Darf ich dir denn wenigstens als kleine Geste meinerseits anbieten, dem Haufen Neonazis, den ihr gerade dingfest gemacht habt, Asyl in Ramallah zu gewähren? Ihr wärt sie los, und bei uns würden sie sich bedeutend wohler fühlen. Homosexuelle, Drogenabhängige und religiöse Juden angreifen – das ist bei uns nicht nur straffrei, es ist Volkssport! Und „Mein Kampf“ kriegen sie hier an jeder Ecke.
Kannst ja mal drüber nachdenken.
Was ich sagen wollte: Den letzten Endorphin-Schub hatte ich gestern, als die aktuellen Umfragewerte bekannt gegeben wurden. Sieht so aus, als hätte sich Haniye, diese Ratte, mit seinem Gaza-Coup gründlich verkalkuliert. Jedenfalls hat es keine zehn Minuten gedauert, da rief er bei mir an und überhäufte mich mit Verbalinjurien. Er nannte mich „Auswurf“ und „zionistischen Verräter“ und drohte, er würde mich schon bald aus deinem Enddarm rausoperieren. Dabei hab’ ich dir doch gar keine Zugeständnisse gemacht! Null, nada! Was der immer hat. Geschieht ihm ganz recht, dass er popularitätsmäßig neuerdings so dramatisch abschmiert. Selbst bei al-Qaida sind sie jetzt schon sauer auf ihn. Außer bei den Europäern hat er praktisch überall verschissen.
Weißt du was, Ehud? Meinetwegen kann er den Gazastreifen behalten, den wollte Sadat nicht, den wollte Sharon irgendwann auch nicht mehr, und ich könnte sowieso ganz gut ohne ihn leben. Sehr gut sogar. Lieber nahtlos braun als Gazastreifen!
Was die „safe passage“ zwischen Westbank und Gaza angeht, hätte ich da noch eine Bitte: Sollten wir uns für einen unterirdischen Korridor entscheiden, würde ich gern dafür plädieren, dass ihr den Auftrag an unsere Leute vergebt. Nicht nur aus wirtschaftlichen Gründen. Du weißt ja, im Tunnelbauen erreichen wir Weltniveau!
Sicherheitsbedenken musst du nicht haben, Ehud, wirklich nicht. Wer die Strecke erstmal in geduckter Haltung hinter sich gebracht hat, ist am Ziel viel zu kaputt, um einen Anschlag zu verüben.
Jetzt aber mal was Erheiterndes: Du weißt ja, dass diese Vandalen von der Hamas beim Putsch das Büro von Abu Ammar geplündert haben. Aber weißt du auch, was sie alles mitgehen ließen? Ich schon! Habe nämlich mal in die Schubladen geschaut, als der Alte länger auf dem Topf saß. Weil du mein Freund bist, verrate ich es dir, aber bitte reiche es nicht gleich an eure geschwätzige Presse weiter:
Also, nach der Plünderung fehlten, neben dem Nobelpreis:
465.000 Euro in bar
2 halbautomatische Pistolen, Kaliber 38
2 Liebesbriefe von Amira Hass
5 Handgranaten
1 kompletter Jahrgang des deutschen Magazins „Hinnerk“
1 Lebkuchenherz mit der Aufschrift „Immer Dein“ in Zuckerguss – hat ihm Avnery mal vom Oktoberfest in München mitgebracht
1 angebrochene Packung Tenofovir
1 Buch („Lügen in Zeiten des Krieges“ – hatte den Alten vom Titel her interessiert, blieb dann aber ungelesen)
Junge, Junge. Über den Mann könnte ich dir Geschichten erzählen… Das holen wir mal in einer stillen Stunde nach.
Was den Winograd-Report betrifft, drücke ich dir natürlich die Daumen! Wird schon.
Grüße auch deine Aliza. Ich würde ihren neuen Roman gern lesen, aber leider werden Bücher aus dem Hebräischen, anders als umgekehrt, nicht ins Arabische übersetzt.
Also: Alles Gute zum neuen Jahr, Olmi! Ein süßes 5768! Und bis bald.
Dein Machmud
Postscriptum: Als ihr es am Samstag in London vergeigt habt, meinte Fayyad, wenn eure Armee so eine Performance hinlegen würde wie eure Nationalelf, könnten wir schon übermorgen die Märtyrerplakate an die Westmauer kleben. ;-)
Verzeih mir, dass ich dich bei unserem letzten Treffen spontan geküsst habe – ich war einfach so glücklich, da bin ich von meinen Gefühlen übermannt worden!
Die letzten Wochen waren für mich wie ein einziges auf Speed erlebtes Fastenbrechfest. Deine verlockenden Angebote, vom Palästinenserstaat über den Haram al-Sharif in al-Quds bis zur Freilassung unserer Märt-, äh, Gefangenen – das war einfach zuviel für mich, ich fühlte mich wie ein Kind, das im Süßigkeitenladen die freie Auswahl hat, völlig überfordert.
Und du willst wirklich gar nichts dafür haben? Du beschämst mich, Ehud, wirklich.
Darf ich dir denn wenigstens als kleine Geste meinerseits anbieten, dem Haufen Neonazis, den ihr gerade dingfest gemacht habt, Asyl in Ramallah zu gewähren? Ihr wärt sie los, und bei uns würden sie sich bedeutend wohler fühlen. Homosexuelle, Drogenabhängige und religiöse Juden angreifen – das ist bei uns nicht nur straffrei, es ist Volkssport! Und „Mein Kampf“ kriegen sie hier an jeder Ecke.
Kannst ja mal drüber nachdenken.
Was ich sagen wollte: Den letzten Endorphin-Schub hatte ich gestern, als die aktuellen Umfragewerte bekannt gegeben wurden. Sieht so aus, als hätte sich Haniye, diese Ratte, mit seinem Gaza-Coup gründlich verkalkuliert. Jedenfalls hat es keine zehn Minuten gedauert, da rief er bei mir an und überhäufte mich mit Verbalinjurien. Er nannte mich „Auswurf“ und „zionistischen Verräter“ und drohte, er würde mich schon bald aus deinem Enddarm rausoperieren. Dabei hab’ ich dir doch gar keine Zugeständnisse gemacht! Null, nada! Was der immer hat. Geschieht ihm ganz recht, dass er popularitätsmäßig neuerdings so dramatisch abschmiert. Selbst bei al-Qaida sind sie jetzt schon sauer auf ihn. Außer bei den Europäern hat er praktisch überall verschissen.
Weißt du was, Ehud? Meinetwegen kann er den Gazastreifen behalten, den wollte Sadat nicht, den wollte Sharon irgendwann auch nicht mehr, und ich könnte sowieso ganz gut ohne ihn leben. Sehr gut sogar. Lieber nahtlos braun als Gazastreifen!
Was die „safe passage“ zwischen Westbank und Gaza angeht, hätte ich da noch eine Bitte: Sollten wir uns für einen unterirdischen Korridor entscheiden, würde ich gern dafür plädieren, dass ihr den Auftrag an unsere Leute vergebt. Nicht nur aus wirtschaftlichen Gründen. Du weißt ja, im Tunnelbauen erreichen wir Weltniveau!
Sicherheitsbedenken musst du nicht haben, Ehud, wirklich nicht. Wer die Strecke erstmal in geduckter Haltung hinter sich gebracht hat, ist am Ziel viel zu kaputt, um einen Anschlag zu verüben.
Jetzt aber mal was Erheiterndes: Du weißt ja, dass diese Vandalen von der Hamas beim Putsch das Büro von Abu Ammar geplündert haben. Aber weißt du auch, was sie alles mitgehen ließen? Ich schon! Habe nämlich mal in die Schubladen geschaut, als der Alte länger auf dem Topf saß. Weil du mein Freund bist, verrate ich es dir, aber bitte reiche es nicht gleich an eure geschwätzige Presse weiter:
Also, nach der Plünderung fehlten, neben dem Nobelpreis:
465.000 Euro in bar
2 halbautomatische Pistolen, Kaliber 38
2 Liebesbriefe von Amira Hass
5 Handgranaten
1 kompletter Jahrgang des deutschen Magazins „Hinnerk“
1 Lebkuchenherz mit der Aufschrift „Immer Dein“ in Zuckerguss – hat ihm Avnery mal vom Oktoberfest in München mitgebracht
1 angebrochene Packung Tenofovir
1 Buch („Lügen in Zeiten des Krieges“ – hatte den Alten vom Titel her interessiert, blieb dann aber ungelesen)
Junge, Junge. Über den Mann könnte ich dir Geschichten erzählen… Das holen wir mal in einer stillen Stunde nach.
Was den Winograd-Report betrifft, drücke ich dir natürlich die Daumen! Wird schon.
Grüße auch deine Aliza. Ich würde ihren neuen Roman gern lesen, aber leider werden Bücher aus dem Hebräischen, anders als umgekehrt, nicht ins Arabische übersetzt.
Also: Alles Gute zum neuen Jahr, Olmi! Ein süßes 5768! Und bis bald.
Dein Machmud
Postscriptum: Als ihr es am Samstag in London vergeigt habt, meinte Fayyad, wenn eure Armee so eine Performance hinlegen würde wie eure Nationalelf, könnten wir schon übermorgen die Märtyrerplakate an die Westmauer kleben. ;-)
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