Charme-Offensive
Die Charme-Offensive der Hamas überrascht den Westen. Im Bush-Olmert-Lager munkelt man zwar von einer abgefeimten Strategie der Islamisten, um politische Anerkennung und finanzielle Unterstützung zu erlangen. Beobachter sind sich jedoch einig, dass die Hamas eine radikale Umkehr von ihrem bisherigen Kurs vollzieht. In Gaza sprach Ulrike Potz mit Ismail Haniye, dem demokratisch gewählten Ministerpräsidenten Palästinas.
Potz:
Auf dem Weg hierher haben mich die in der Sonne glitzernden Müllberge fasziniert. Die Menschen machen einen sehr zufriedenen Eindruck, überall wird gescherzt und gelacht, am Grenzübergang Rafah versuchen viele Ägypter, ein Visum zu ergattern, um dieses wunderschöne Land zu besuchen und vielleicht sogar hier zu bleiben. Worin liegt das Erfolgsgeheimnis Ihrer Partei?
Haniye:
Zunächst einmal in der Arbeit von Journalisten wie Ihnen! (lacht) Aber Scherz beiseite. Sie haben vielleicht schon gehört, dass Hamas ein Akronym für „Islamische Widerstandsbewegung“ ist. Dies ist so nicht richtig. Hamas lässt sich auch als Kürzel für „Blumen bindende Pfadfinder, die alten Omis über die Straße helfen“ lesen.
Die Politologin Helga Baumgarten hat mir kürzlich erzählt, sie hätte Sie persönlich bei der Rettung eines kleinen Kätzchens beobachtet, das in einer Regenrinne gefangen war.
Sehen Sie, ich will nicht alles an die große Glocke hängen, was Hamas leistet. Zu den Tugenden, die unsere Partei hochhält, zählt auch die Demut. Ich möchte aber in aller Bescheidenheit daran erinnern, dass ich letzte Woche die israelische Fahne, mit der ich mir den Hintern abgewischt hatte, eigenhändig zur Wertstofftonne gebracht habe, statt sie zu verbrennen.
Eine Aktion, mit der Sie bei den deutschen Grünen wieder einmal gepunktet haben dürften. Und die den neuen moderaten Kurs Ihrer Partei eindrucksvoll demonstriert.
Lassen Sie mich eines sagen: Es schmerzt mich wirklich, dass die zionistische Mauer uns seit Monaten daran hindert, in Tel Aviv und Netanya Blumensträuße vor die Haustüren zu legen.
Soll das heißen, dass Hamas zur Anerkennung Israels bereit ist?
Glauben Sie nicht, was in unserer Charta steht. Glauben Sie, was Frau Baumgarten, die Deutsch-Palästinensische Gesellschaft und ihr Kollege Christoph Schult erzählen.
Sie haben den britischen Journalisten Johnston befreit, dann die Löwin Sabrina und nun sollen Sie sich anschicken, auch den israelischen Soldaten Shalit zu befreien. Wen befreien Sie als nächstes?
So Gott will: Palästina.
Was sagen Sie zu den israelischen Behauptungen, dass al-Qaida im Gazastreifen Fuß gefasst hat?
Ich schwöre beim Augenlicht von Abu Hamza, dass dies eine verdammte Lüge ist! Ich räume aber gern ein, dass ich mich einmal mit al-Sawahiri auf ein Glas Ziegenmilch getroffen habe. Wir spielten ein paar Runden Sheshbesh und schauten der einen oder anderen Abaya nach, aber über Politik haben wir nicht gesprochen. Ich nehme den Juden ihre Lügen aber nicht übel. Sie sind eben so.
Ein von Hamas beherrschtes Gaza als Bollwerk der Toleranz?
Wenn Sie so wollen. (lacht)
Ist es angesichts des gerade entstehenden Musterstaates und Ihrer demokratischen Legitimation nicht frustrierend, wenn der Westen der nachweislich korrupten Fatah den Hof macht?
Darüber habe ich neulich auch nachgedacht, während ich das Essen auf Rädern ausfuhr. Irgendwie scheint es mir in höchstem Maße ungerecht. Schließlich bin ich auch sensibel. Als ich „Schindlers Liste“ sah, hab’ ich sogar geweint! Bei der Szene, wo Amon Goeth gehängt wird.
Wie erklären Sie sich Ihr schlechtes Image trotz der für alle sichtbaren Wohltaten, die Hamas begeht?
Das sind doch alles Vorurteile. Genauso wie „Iren sind menschlich“, „Die Schotten sind dicht“, „Yusuf is lahm“. Da stehen wir drüber.
Wenn man allerdings palästinensisches Fernsehen anschaut, wirkt so ein Märtyrer-Video auf den mitteleuropäischen Betrachter leicht verstörend.
Nur auf Laien. In den Untertiteln heißt es immer: Vorsicht, Kinder, diese Aktion ist seeehr gefährlich. Nicht zu Hause nachmachen!
Wieder ein Beispiel für die oberflächliche Betrachtungsweise, die in großen Teilen der westlichen Medien vorherrscht.
Ich freue mich, dass sie mir Gelegenheit geben, diese Verdrehungen richtigzustellen.
Was wollen Sie tun, um den Friedensprozess wiederzubeleben?
Oh, nächste Woche treffe ich mich mit Mahmud…
…Abbas?
…Ahmadinedschad. Wie wollen mal sehen, inwieweit wir dabei behilflich sein können, sein Lebenswerk zu einem erfolgreichen Abschluss zu bringen: Eine Welt ohne Zynismus!
Herr Ministerpräsident, wir danken Ihnen für das Gespräch.
Potz:
Auf dem Weg hierher haben mich die in der Sonne glitzernden Müllberge fasziniert. Die Menschen machen einen sehr zufriedenen Eindruck, überall wird gescherzt und gelacht, am Grenzübergang Rafah versuchen viele Ägypter, ein Visum zu ergattern, um dieses wunderschöne Land zu besuchen und vielleicht sogar hier zu bleiben. Worin liegt das Erfolgsgeheimnis Ihrer Partei?
Haniye:
Zunächst einmal in der Arbeit von Journalisten wie Ihnen! (lacht) Aber Scherz beiseite. Sie haben vielleicht schon gehört, dass Hamas ein Akronym für „Islamische Widerstandsbewegung“ ist. Dies ist so nicht richtig. Hamas lässt sich auch als Kürzel für „Blumen bindende Pfadfinder, die alten Omis über die Straße helfen“ lesen.
Die Politologin Helga Baumgarten hat mir kürzlich erzählt, sie hätte Sie persönlich bei der Rettung eines kleinen Kätzchens beobachtet, das in einer Regenrinne gefangen war.
Sehen Sie, ich will nicht alles an die große Glocke hängen, was Hamas leistet. Zu den Tugenden, die unsere Partei hochhält, zählt auch die Demut. Ich möchte aber in aller Bescheidenheit daran erinnern, dass ich letzte Woche die israelische Fahne, mit der ich mir den Hintern abgewischt hatte, eigenhändig zur Wertstofftonne gebracht habe, statt sie zu verbrennen.
Eine Aktion, mit der Sie bei den deutschen Grünen wieder einmal gepunktet haben dürften. Und die den neuen moderaten Kurs Ihrer Partei eindrucksvoll demonstriert.
Lassen Sie mich eines sagen: Es schmerzt mich wirklich, dass die zionistische Mauer uns seit Monaten daran hindert, in Tel Aviv und Netanya Blumensträuße vor die Haustüren zu legen.
Soll das heißen, dass Hamas zur Anerkennung Israels bereit ist?
Glauben Sie nicht, was in unserer Charta steht. Glauben Sie, was Frau Baumgarten, die Deutsch-Palästinensische Gesellschaft und ihr Kollege Christoph Schult erzählen.
Sie haben den britischen Journalisten Johnston befreit, dann die Löwin Sabrina und nun sollen Sie sich anschicken, auch den israelischen Soldaten Shalit zu befreien. Wen befreien Sie als nächstes?
So Gott will: Palästina.
Was sagen Sie zu den israelischen Behauptungen, dass al-Qaida im Gazastreifen Fuß gefasst hat?
Ich schwöre beim Augenlicht von Abu Hamza, dass dies eine verdammte Lüge ist! Ich räume aber gern ein, dass ich mich einmal mit al-Sawahiri auf ein Glas Ziegenmilch getroffen habe. Wir spielten ein paar Runden Sheshbesh und schauten der einen oder anderen Abaya nach, aber über Politik haben wir nicht gesprochen. Ich nehme den Juden ihre Lügen aber nicht übel. Sie sind eben so.
Ein von Hamas beherrschtes Gaza als Bollwerk der Toleranz?
Wenn Sie so wollen. (lacht)
Ist es angesichts des gerade entstehenden Musterstaates und Ihrer demokratischen Legitimation nicht frustrierend, wenn der Westen der nachweislich korrupten Fatah den Hof macht?
Darüber habe ich neulich auch nachgedacht, während ich das Essen auf Rädern ausfuhr. Irgendwie scheint es mir in höchstem Maße ungerecht. Schließlich bin ich auch sensibel. Als ich „Schindlers Liste“ sah, hab’ ich sogar geweint! Bei der Szene, wo Amon Goeth gehängt wird.
Wie erklären Sie sich Ihr schlechtes Image trotz der für alle sichtbaren Wohltaten, die Hamas begeht?
Das sind doch alles Vorurteile. Genauso wie „Iren sind menschlich“, „Die Schotten sind dicht“, „Yusuf is lahm“. Da stehen wir drüber.
Wenn man allerdings palästinensisches Fernsehen anschaut, wirkt so ein Märtyrer-Video auf den mitteleuropäischen Betrachter leicht verstörend.
Nur auf Laien. In den Untertiteln heißt es immer: Vorsicht, Kinder, diese Aktion ist seeehr gefährlich. Nicht zu Hause nachmachen!
Wieder ein Beispiel für die oberflächliche Betrachtungsweise, die in großen Teilen der westlichen Medien vorherrscht.
Ich freue mich, dass sie mir Gelegenheit geben, diese Verdrehungen richtigzustellen.
Was wollen Sie tun, um den Friedensprozess wiederzubeleben?
Oh, nächste Woche treffe ich mich mit Mahmud…
…Abbas?
…Ahmadinedschad. Wie wollen mal sehen, inwieweit wir dabei behilflich sein können, sein Lebenswerk zu einem erfolgreichen Abschluss zu bringen: Eine Welt ohne Zynismus!
Herr Ministerpräsident, wir danken Ihnen für das Gespräch.
4 Comments:
Klarer Fall von Borderline-Journalismus.
ich grinse immer noch
Absolut genial.
Wunderbar auf den Punkt gebracht. Genial !
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