Sunday, May 20, 2007

Blockadekräfte integrieren!

Eine besondere Freude ist es immer wieder, wenn einmal im Monat E+Z ins Büro trudelt. E+Z, das ist das Hausblatt von inwent, einer Ausbildungsstätte für Entwicklungshelfer, die vor allem vom Bundesministeriums für Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung genutzt wird. Und das Heftchen ist ähnlich wie Lukullus, die Zeitschrift des Metzgereihandwerks und Hauptwitzequelle meiner Mutter, immer für einen Scherz zu haben. Auch im Mai 2007 wird der Leser nicht im Stich gelassen.

Gleich das - vermutlich von der Roten Heidi in Auftrag gegebene - Editorial ist ein Volltreffer. Unter der Überschrift "Chancengleichheit à la Wolfowitz" schreibt Chefredakteur Dr. Hans Dembowski:

Wolfowitz [hat sich] als Weltbankpräsident auch zu Recht dem Kampf gegen die Korruption verschrieben. Folglich ist seine Glaubwürdigkeit aber ramponiert, seit Mitte April seine eigene Neigung zur Günstlingswirtschaft bekannt wurde. (...) Menschlich mag Wolfowitz' Verhalten trivial scheinen, politisch ist es inakzeptabel. Er nutzte sein Amt, um einer ihm privat nahestenden Person besondere Vorteile zu verschaffen. Das gilt als typisches Fehlverhalten von Machthabern in armen Ländern. Zudem überrascht, dass die Bush-Administration, die multilateralen Institutionen regelmäßig Misswirtschaft vorwirft, sich eine Fachkraft mit exorbitantem Gehalt von der Weltgemeinschaft finanzieren lässt. Eine Supermacht sollte ihr Personal selbst bezahlen.

Dass manche Regierungen armer Länder nun für Wolfowitz eintreten, spricht vermutlich weniger für sie als gegen sie. Da haben es manche wohl lieber mit einem diskreditierten Weltbankpräsidenten zu tun als mit einem, dessen Anti-Korruptionsrhetorik noch Biss hätte.

Dembowskis Tirade ist besserwisserisch, verlogen, kolonialistisch und fern jeglicher Realität (siehe etwa hier und hier). Doch E+Z wäre nicht E+Z, wenn es nicht gelingen würde, im Blattinnern noch einen drauf zu setzen. Und dieses Mal ist es ein echter Juwel. Auf den Seiten 208 und 209 wird ein neuer Begriff eingeführt, der Furore machen könnte - eine innovative Lösung für das hausgemachte Problem des Westens, islamofaschistische Terroristen nicht als solche bezeichnen zu dürfen/können/wollen:

Von 1994 bis 2005 hat sich die Zahl offener Kriege auf der Welt halbiert, 85 Prozent wurden auf dem Verhandlungsweg beendet. Friedensprozesse erlitten aber oft Rückschläge und scheiterten in vielen Fällen sogar ganz. Das lag häufig an Blockadekräften, die Bemühungen um Frieden gezielt unterminierten. Es kommt folglich darauf an, solches Blockadeverhalten aufzulösen und die dahinter stehenden Akteure konstruktiv einzubinden. Dafür gibt es vielfältige Möglichkeiten.

Das E+Z mit diesen Leuten, mit denen man dringend Grundstressniveau, Demütigungen durch den Westen und andere Problemata im Halbkreis offen ausdiskutieren sollte, tatsächlich Islamofaschisten meint, wird a) durch das große Foto von zwei Dutzend bewaffneten Islamisten ("Kämpfer der islamischen Gerichtshöfe versammeln sich in Somalia Ende Dezember letzten Jahres") deutlich. Und b) scheut man sich nicht, es auch schwarz auf weiß zu schreiben:

Blockadekräfte als Terrororganisationen zu stigmatisieren und zu isolieren, hat sich dagegen in den letzten Jahren vielfach als ineffektiv erwiesen. Sowohl die Hamas in Palästina als auch die Hisbollah in Libanon beispielsweise stehen auf der Terrorliste der USA. Dennoch sind sie mächtiger denn je. Ausgrenzung erschwert den Dialog.

Blockadekräfte also - das klingt fast so gut im Ohr wie die im vergangenen Jahr an dieser Stelle vorgeschlagene alternative Formulierung. Das englische Wort für "Blockadekräfte" ist übrigens "Spoiler". Damit können dann nicht nur die Leser von E+Z, sondern auch jene von C&F etwas anfangen.

1 Comments:

Anonymous Anonymous said...

Besonders mies an der ganzen Sache ist ja, dass Shaha Riza schon Jahre vor Wolfowitz' Amtantritt etliche Empfehlungs- und Beförderungsschreiben vorweisen konnte, woraus eindeutig hervorgehen musste, dass er hier nicht eingegriffen hat und sie zwingend eine Beförderung und Gehaltsaufstockung verdient hatte.

Aber so ist das 'halt:

Wenn jemand in der "Jüdischen Allgemeine" Anfang März 2003 (zu Recht) klar ausformuliert hat, warum der Irak befreit werden muss, dann wachen irgenwann die Penner auf, die selbst nie etwas auf die Reihe brachten aber ihn später zur Strecke brachten.

Die Typen, die ihn jetzt "abgeschossen" haben, denken nur in kleinen Ellipsen, aber nicht in großen Schleifen.

Diese Volldeppen haben keine Visionen, und deshalb greifen sie zu solch erbärmlichen Mitteln.

Wir werdens überleben.

Und Israel und die USA auch!

6:00 AM  

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