Abgewatscht
Um es klar zu sagen: Den Entschluss, im vergangenen Sommer nach den Angriffen der Hisbollah hart zurückzuschlagen, halte ich nach wie vor für richtig. In einer Region wie dem Nahen Osten kann man sich keine Schwäche leisten, und nachdem bereits zuvor die Hamas einen israelischen Soldaten in den Gaza-Streifen verschleppt hatte, musste dringend ein lange vermisstes Signal her: dass Israel trotz militärischer Rückzüge ohne Gegenleistung und gelegentlich längerer Perioden der Zurückhaltung auch nach verheerenden Terroranschlägen noch immer den Willen und die Fähigkeit zur Abschreckung besitzt. Tatsächlich wurde die Hisbollah hart getroffen, und mit ihr der unglückliche Libanon, deshalb sollte Sheich Nasrallah, der jetzt dreisterweise über den Winograd-Bericht frohlockt, besser schweigen. Er tut es nicht, schon weil er selbst keine öffentliche Kritik und erst recht keinen detaillierten Bericht eines Untersuchungsausschusses befürchten muss.
Eine massive Reaktion auf den Überfall der Hisbollah war gerechtfertigt, aber wer A sagt, muss eben auch B sagen, und das hat die Regierung in Jerusalem nicht gewagt. Sie hat dem internationalen Druck nachgegeben, ohne zuvor eine Entscheidung herbeizuführen - und sie hat letztlich ihre gesteckten Kriegsziele nicht verwirklichen können. Fanatiker wie die "Gotteskrieger" würden eher das ganze Land in Schutt und Asche legen lassen als ihre Geiseln herauszugeben, aber das war für Israel ohnehin nie eine Option.
Der israelischen Regierung, namentlich Premier Ehud Olmert und Verteidigungsminister Amir "Stalin" Peretz, sind von der Winograd-Prüfungskommission schwere Fehler und Versäumnisse vorgeworfen worden, ebenso wie dem längst zurückgetretenen Generalstabschef Dan Halutz. Der Bericht spricht von einem „insgesamt besorgniserregenden Gesamtbild“ und wirft der politischen und militärischen Führung vor, nicht „nach einem durchdachten Plan“ gehandelt und „nicht alle zur Auswahl stehenden Möglichkeiten (wie eine) Politik der ,Eindämmung’, politische und diplomatische Maßnahmen unterhalb der ,Eskalationsschwelle’ in Betracht gezogen“ zu haben. Er kritisiert eine „Schwäche des strategischen Denkens“ und bemängelt, dass „die verkündeten Ziele der Aktion zum Teil nicht klar dargelegt“ wurden. Den Streitkräften werden „shortcomings in the preparedness and the training of the army““ attestiert sowie Mängel in ihrem Aufbau und ihrer Organisationskultur.
Alles in allem also ein mieses Zeugnis. Dabei kann man noch nicht einmal sagen, dass es mit Arik Sharon besser gelaufen wäre, schließlich hat der im Libanon seine eigenen Erfahrungen gemacht und musste damals nach dem Bericht eines Untersuchungsausschusses seinen Hut als Verteidigungsminister nehmen. Anderseits hat Sharon aus begangenen Fehlern gelernt, und ob man das der gegenwärtigen Führung zutrauen darf, muss bezweifelt werden.
Als positives Zeichen halten wir fest: Die israelische Gesellschaft ist stark genug, Selbstkritik zu üben und Lehren für die Zukunft zu ziehen. Die Fähigkeit und Bereitschaft dazu hat den Staat immer stark gemacht, und an der Schonungslosigkeit, mit der man an die Sache herangegangen ist, dürfte sich so mancher demokratische Staat ein Beispiel nehmen. Das lässt hoffen, zumal die Zeiten schwer bleiben werden.
Eine massive Reaktion auf den Überfall der Hisbollah war gerechtfertigt, aber wer A sagt, muss eben auch B sagen, und das hat die Regierung in Jerusalem nicht gewagt. Sie hat dem internationalen Druck nachgegeben, ohne zuvor eine Entscheidung herbeizuführen - und sie hat letztlich ihre gesteckten Kriegsziele nicht verwirklichen können. Fanatiker wie die "Gotteskrieger" würden eher das ganze Land in Schutt und Asche legen lassen als ihre Geiseln herauszugeben, aber das war für Israel ohnehin nie eine Option.
Der israelischen Regierung, namentlich Premier Ehud Olmert und Verteidigungsminister Amir "Stalin" Peretz, sind von der Winograd-Prüfungskommission schwere Fehler und Versäumnisse vorgeworfen worden, ebenso wie dem längst zurückgetretenen Generalstabschef Dan Halutz. Der Bericht spricht von einem „insgesamt besorgniserregenden Gesamtbild“ und wirft der politischen und militärischen Führung vor, nicht „nach einem durchdachten Plan“ gehandelt und „nicht alle zur Auswahl stehenden Möglichkeiten (wie eine) Politik der ,Eindämmung’, politische und diplomatische Maßnahmen unterhalb der ,Eskalationsschwelle’ in Betracht gezogen“ zu haben. Er kritisiert eine „Schwäche des strategischen Denkens“ und bemängelt, dass „die verkündeten Ziele der Aktion zum Teil nicht klar dargelegt“ wurden. Den Streitkräften werden „shortcomings in the preparedness and the training of the army““ attestiert sowie Mängel in ihrem Aufbau und ihrer Organisationskultur.
Alles in allem also ein mieses Zeugnis. Dabei kann man noch nicht einmal sagen, dass es mit Arik Sharon besser gelaufen wäre, schließlich hat der im Libanon seine eigenen Erfahrungen gemacht und musste damals nach dem Bericht eines Untersuchungsausschusses seinen Hut als Verteidigungsminister nehmen. Anderseits hat Sharon aus begangenen Fehlern gelernt, und ob man das der gegenwärtigen Führung zutrauen darf, muss bezweifelt werden.
Als positives Zeichen halten wir fest: Die israelische Gesellschaft ist stark genug, Selbstkritik zu üben und Lehren für die Zukunft zu ziehen. Die Fähigkeit und Bereitschaft dazu hat den Staat immer stark gemacht, und an der Schonungslosigkeit, mit der man an die Sache herangegangen ist, dürfte sich so mancher demokratische Staat ein Beispiel nehmen. Das lässt hoffen, zumal die Zeiten schwer bleiben werden.
1 Comments:
Interessant finde ich hierzu diesen Artikel auf ynet:
http://www.ynetnews.com/articles/0,7340,L-3397619,00.html
The Winograd danger
Winograd report's conclusions based on hypothetical, risky assumptions
Hinterher ist man immer schlauer
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