SZ-Leser wissen weniger
Jede Zeitung hat die Leser, die sie verdient. Als ich, trotz Bauchschmerzen, die Süddeutsche noch im Abo bezog, gehörte die Leserbriefseite gleich neben dem Streiflicht und Kurt Kisters Artikeln zu meinen Lieblings-Rubriken. Ein Tummelplatz für Besserwisser mit der „richtigen“ Einstellung, wo man miteinander wetteiferte, wer am meisten Verständnis für vermeintlich unterdrückte Völker, Knackis und internationale Terroristen aufbrachte.
Insofern verwundert es nicht, dass ein für die SZ eher untypischer Artikel von Annette Ramelsberger („Das Netzwerk des Terrors“) über Internetseiten radikaler Islamisten bei der Leserschaft einen gewissen Unmut hervorruft. Leute, die sich nicht von 9/11 den Schlaf rauben lassen sondern von der Gegenoffensive der Amerikaner, glauben einfach nicht an die Bedrohung durch den globalen Dschihad.
Entsprechend findet man heute online Kommentare wie diesen hier vor:
„Die "sachliche" Darstellung im Artikel "Netzwerk des Terrors" vergißt irgendwie, darauf hinzuweisen, daß nicht Muslime sondern unsere eigenen supercoolen "MTV-Kids" mit allerlei Wummen durch die Schulen torkeln und freudestrahlen Lehrer wie Mitschüler über den Haufen schießen. Unsere eigenen Kinder sind um ein vielfaches gefährlicher, als der allerorten beschworene Terror von fanatischen Islamisten. Daß durch den sogenannten Antiterrorkampf wesentlich mehr Menschen ihr Leben ließen, daß im südafghanischen und irakischen Gerilliakrieg (sic!) die US geführten Truppen sich einen Dreck um Zivilisten und Menschenrechte kümmern, daß allerorten mehr Menschen durch Verkehr, Streß, Hunger, Armut und Drogen sterben (was offensichtlich unserer Politik völlig egal ist) wird in den altbackenen Massenmedien nur in Nebensätzen erwähnt (…)“
Man beachte: Nicht die muslimischen Terroristen, die im „Gerilliakrieg“ (warum nicht gleich Gorillakrieg?) pro Tag gern mal über hundert Menschen auf einem Marktplatz ermorden, sind es, die sich einen Dreck um Menschenrechte scheren, sondern die „US-geführten Truppen“. Nicht die weltweit Bomben legenden Dschihadisten bedrohen uns, sondern unsere eigenen Teenies, die "um ein Vielfaches gefährlicher“ sind, also immer wieder Tausende Menschen in den Tod reißen, und überhaupt gibts doch viel mehr Tote im Straßenverkehr.
Nur wer, wie Liza kürzlich so schön schrieb, als Kind dreimal hochgeworfen und nur zweimal wieder aufgefangen wurde, kann derartigen Stuss von sich geben. Im weiteren Verlauf seiner ebenso geschwätzigen wie wirren Auslassungen spricht „Rallye200“ übrigens noch von der „überkommenen, abgewirtschafteten Lebensart des Westens“, die er wohl gern durch eine Gesellschaft unter der Knute der Scharia ersetzt sähe, von der „angeblich freien, demokratischen Welt“ und vom „veralteten System des Kapitalismus“. Ein Typ von der Sorte also, die man ebenso ausgestorben wähnte wie den Brachiosaurus, wenngleich ihm der Dino wohl trotz seines Gehirns von der Größe einer Walnuss intellektuell haushoch überlegen war. Ramelsbergers Text, der für keinen informierten Zeitgenossen eine Neuigkeit bereit hält, aber zweifellos die traurige Realität beschreibt, macht „Rallye200“ so mukka-mukka, dass er der SZ vorwirft, ein „Fossil aus einer anderen Zeit“ zu sein – ganz im Gegensatz natürlich zu so fortschrittlichen Altlinken wie ihm.
Auch sehr erheiternd: die Reaktion eines gewissen Dieter Wondrazil, der verständnislos darüber den Kopf schüttelt, dass Frau Ramelsberger „den Überwachungsfanatikern nach dem Munde redet“. Denn: „Ich persönlich habe von Schäuble wesentlich mehr Angst als von allen "Islamisten" zusammen. Wenn ich diese Zeilen im Bayernkurier lesen hätte müssen - ok, man erwartet auch nichts anderes. Aber in der SZ? Meine Güte!“
Wir halten fest: Leser der Süddeutschen Zeitung erwarten schon nicht mehr, dass das Blatt so etwas wie den islamistischen Terrorismus thematisiert, jedenfalls nicht von der kritischen Warte aus. An die täglichen Anti-Bush-Texte gewöhnt, sind sie von einem Allerweltsartikel wie den Ramelsbergerschen völlig überfordert, zutiefst verstört. Mal sehen, wie die SZ das wieder gerade biegt.
Insofern verwundert es nicht, dass ein für die SZ eher untypischer Artikel von Annette Ramelsberger („Das Netzwerk des Terrors“) über Internetseiten radikaler Islamisten bei der Leserschaft einen gewissen Unmut hervorruft. Leute, die sich nicht von 9/11 den Schlaf rauben lassen sondern von der Gegenoffensive der Amerikaner, glauben einfach nicht an die Bedrohung durch den globalen Dschihad.
Entsprechend findet man heute online Kommentare wie diesen hier vor:
„Die "sachliche" Darstellung im Artikel "Netzwerk des Terrors" vergißt irgendwie, darauf hinzuweisen, daß nicht Muslime sondern unsere eigenen supercoolen "MTV-Kids" mit allerlei Wummen durch die Schulen torkeln und freudestrahlen Lehrer wie Mitschüler über den Haufen schießen. Unsere eigenen Kinder sind um ein vielfaches gefährlicher, als der allerorten beschworene Terror von fanatischen Islamisten. Daß durch den sogenannten Antiterrorkampf wesentlich mehr Menschen ihr Leben ließen, daß im südafghanischen und irakischen Gerilliakrieg (sic!) die US geführten Truppen sich einen Dreck um Zivilisten und Menschenrechte kümmern, daß allerorten mehr Menschen durch Verkehr, Streß, Hunger, Armut und Drogen sterben (was offensichtlich unserer Politik völlig egal ist) wird in den altbackenen Massenmedien nur in Nebensätzen erwähnt (…)“
Man beachte: Nicht die muslimischen Terroristen, die im „Gerilliakrieg“ (warum nicht gleich Gorillakrieg?) pro Tag gern mal über hundert Menschen auf einem Marktplatz ermorden, sind es, die sich einen Dreck um Menschenrechte scheren, sondern die „US-geführten Truppen“. Nicht die weltweit Bomben legenden Dschihadisten bedrohen uns, sondern unsere eigenen Teenies, die "um ein Vielfaches gefährlicher“ sind, also immer wieder Tausende Menschen in den Tod reißen, und überhaupt gibts doch viel mehr Tote im Straßenverkehr.
Nur wer, wie Liza kürzlich so schön schrieb, als Kind dreimal hochgeworfen und nur zweimal wieder aufgefangen wurde, kann derartigen Stuss von sich geben. Im weiteren Verlauf seiner ebenso geschwätzigen wie wirren Auslassungen spricht „Rallye200“ übrigens noch von der „überkommenen, abgewirtschafteten Lebensart des Westens“, die er wohl gern durch eine Gesellschaft unter der Knute der Scharia ersetzt sähe, von der „angeblich freien, demokratischen Welt“ und vom „veralteten System des Kapitalismus“. Ein Typ von der Sorte also, die man ebenso ausgestorben wähnte wie den Brachiosaurus, wenngleich ihm der Dino wohl trotz seines Gehirns von der Größe einer Walnuss intellektuell haushoch überlegen war. Ramelsbergers Text, der für keinen informierten Zeitgenossen eine Neuigkeit bereit hält, aber zweifellos die traurige Realität beschreibt, macht „Rallye200“ so mukka-mukka, dass er der SZ vorwirft, ein „Fossil aus einer anderen Zeit“ zu sein – ganz im Gegensatz natürlich zu so fortschrittlichen Altlinken wie ihm.
Auch sehr erheiternd: die Reaktion eines gewissen Dieter Wondrazil, der verständnislos darüber den Kopf schüttelt, dass Frau Ramelsberger „den Überwachungsfanatikern nach dem Munde redet“. Denn: „Ich persönlich habe von Schäuble wesentlich mehr Angst als von allen "Islamisten" zusammen. Wenn ich diese Zeilen im Bayernkurier lesen hätte müssen - ok, man erwartet auch nichts anderes. Aber in der SZ? Meine Güte!“
Wir halten fest: Leser der Süddeutschen Zeitung erwarten schon nicht mehr, dass das Blatt so etwas wie den islamistischen Terrorismus thematisiert, jedenfalls nicht von der kritischen Warte aus. An die täglichen Anti-Bush-Texte gewöhnt, sind sie von einem Allerweltsartikel wie den Ramelsbergerschen völlig überfordert, zutiefst verstört. Mal sehen, wie die SZ das wieder gerade biegt.
1 Comments:
hmm, ein bisschen ueberreagiert ist das nun deinerseids schon oder?
denn a) haben mich in dem artikel deine mit "(sic!)" gekennzeichneten lehrereinen genauso genervt wie die in der sz. in beiden faellen, ersetzt ja nun besserwisserei kein argument.
b) nervt mich auch das ausspiehlen einer wie vermeintlichen "gefahr durch schaeuble" gegen die durch islamisten.
das die leserbriefe ansonsten eher volksgruppenselbstbestimmungsmist verzapfen, dass das vor gutmenschlichem antiamerikanismus nur so trieft, dies alles trifft zu, gestehe ich zu und ueberhaupt.
auch die generelle problematisierunk scheint mir durchaus treffend, nur fand ich eben einige details eher kontraproduktiv.
(dieser text enthaelt 3 fehler - wo sind sie?)
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