Wednesday, May 30, 2007

Natural Born Loser

Einmal, es muss ihn der Teufel geritten haben, stellte sich Shimon Peres während eines turbulenten Parteitags vor seine Genossen und fragte rhetorisch „Haltet ihr mich für etwa einen Verlierer?“ ins Plenum – woraufhin ihm ein herzhaftes „Ja, und ob!“ entgegenschallte.


Peres (links, "Kandidat für den Ministerpräsidentenposten") zu Peres ("Präsidentschafts-Kandidat"): "Ich bin ein Loser??? Du bist ein Loser!!!"
Haaretz, 16.05.2007


Niemand bestreitet, dass Peres ein brillanter Denker ist, ein sanfter, sympathischer Intellektueller, ein Menschenfreund und Visionär, schließlich ist er in weiten Teilen der Welt ein angesehener Mann und sogar Träger des Friedensnobelpreises, der 1994 ihm, Yitzchak Rabin und – voreilig, wie sich herausstellte – Yassir Arafat verliehen wurde.

Allein: In Israel kriegt Peres kein Bein auf die Erde, jedenfalls nicht durch freie Wahlen. 1977 und 1981 zog er gegen Begin den Kürzeren, 1984 und 1988 gegen Shamir, 1996 unterlag er, bei bester Ausgangslage, knapp gegen Netanyahu. Nicht einmal im Ringen um den Posten des obersten Grüßonkels obsiegte er: 2000 stach ihn Katzav aus. Noch einmal versuchte er, im Jahr 2005, Parteichef zu werden und damit auch Kandidat für das Amt des Premierministers. Diesmal war es Amir Peretz, der ihn auf die Bretter schickte.


Aus dem Fernseher: "Die Ergebnisse der Primaries in der Arbeitspartei lauten..." - Peres (auf der Couch): "Geschafft!!! Ich habe nicht verloren!" Peres war bei den Primaries nicht als Kandidat angetreten.
Maariv, 29.05.2007

Nun hat Shimon Peres, bald 84 Jahre alt, erneut seinen Hut in den Ring geworfen: Er will Präsident werden – „meine letzte Chance, der Nation zu dienen“. Dabei hat er schon alle möglichen Posten bekleidet, er war, als Stellvertreter Rabins, Regierungschef, er war Finanzminister, Außenminister, Verteidigungsminister, und ganz sicher würde er auch nie ohne Erlaubnis eine Mitarbeiterin betatschen, wie es Katzav derzeit vorgeworfen wird.

Aber Shimon Peres wird einmal mehr Gefahr laufen, die Wahl zu verlieren, gegen wen auch immer. Warum tut sich der Mann das an? Ist er, um eine Parole von Johannes Rau leicht abzuwandeln, verliebt ins Verlieren? Kann er einfach nicht loslassen? Hat er schlechte Berater?

Lass es doch, Shimon. Du hast deine Verdienste, und du hast dich auch manchmal fatal geirrt. Wie auch immer, du hast deinen Platz in der Geschichte Israels. Mach' dir einen ruhigen Lebensabend. Bald.

3 Comments:

Blogger Franklin D. Rosenfeld said...

Nun, immerhin ist er der Vater von Dimona, in gewisser Weise. Auch wenn das das einzige Mal war, wo er nicht zum Loser wurde - es ist doch eine recht bedeutende Ausnahme.

7:45 PM  
Blogger Claudio Casula said...

Stimmt. Ich sag ja: Er hat seine Verdienste.

9:52 AM  
Anonymous Anonymous said...

Der Mann ist alles andere als ein Looser. Wer verliert sonst so viele Wahlen und steht jedes Mal wieder auf? Wer hat sonst auf so vielen Positionen seinem Land gedient?

Und: Ohne ihn gäbe es keinen Staat Israel.

Nachdem Ben Gurion in Basel 1946 die erste Abstimmung für die weitere Konfrontation mit den Briten und einen gesteigerten Kampf für die Unabhängigkeit gegen den moderaten Weizmann verloren hatte, wollte er schon aufgeben. Nur wegen Peres, der ihn im Hotel überzeugte, kämpfte er weiter um diese historische Chance. Und gewann letztendlich die Stimmen der Delegierten. Toda Shimon!!!

4:23 PM  

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